Der einstige Volkssport ist 2025 in Deutschland gleich doppelt an den Rand gedrängt. Einerseits hat Sport in der Informationsgesellschaft insgesamt an Bedeutung verloren; andererseits haben andere Sportarten dem Fußball den Rang abgelaufen. Das Spiel gilt als altbacken, das Fanaufkommen stagniert und die deutschen Vereine können sich kaum noch im internationalen Geschäft behaupten.

In der Gesellschaft haben sich Authentizität und Nachhaltigkeit als zentrale Werte durchgesetzt. Aktiver Sport wird vor allem zur Gesundheitsprävention genutzt. In diesem Umfeld gilt internationaler Profi-Fußball als „Volkssport, der seine Seele verkauft hat“. In Deutschland setzt man verstärkt auf traditionelles Regelwerk sowie Angleichung und Regulierung von Gehältern und Strukturen. Daher fallen Bundesliga-Vereine in internationalen Wettbewerben sowie im „großen Geschäft“ immer weiter zurück. Viele Vereine verzichten auf Investitionen im Unterhaltungsbereich und konzentrieren sich wieder auf den Sport an sich. Das Fanwesen orientiert sich stark an der Region und der Amateurbereich entwickelt sich zu einem „Wachstumsmarkt im Kleinen“.

Wenn in den Fankurven der Klassiker „Football’s coming home“ erklingt, denken 2025 die meisten Menschen an die Weitsicht der Verantwortlichen in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts. Sie widerstanden den Verlockungen des profitorientierten Fußballgeschäfts und setzten auf traditionelles Regelwerk, Regulierung von Gehältern und finanziellen Ausgleich von Vereinen. Mit diesem auf Authentizität ausgerichteten Ansatz konnten sie kontinuierliches Wachstum sichern und letztlich auch ihre Profitabilität sicherstellen. Daher gehört die Bundesliga längst wieder zu den international erfolgreichsten Ligen und viele Topteams spielen international auf hohem Niveau.

Die Bundesliga hat die Professionalisierung des Fußballs nicht schadlos überstanden. Internationale Ligen und Wettbewerbe haben sich so erfolgreich positioniert, dass sich mehrere deutsche Spitzenclubs aus der Bundesliga zurückgezogen haben. Dort zelebrieren sie professionell inszenierte Unterhaltung, sind aber gleichzeitig den Schwankungen eines disruptiven Boommarktes ausgesetzt. Die Bundesliga entwickelt sich zu einer „Oberliga Deutschland“, deren führende Vereine aber – falls sie überhaupt die Chance dazu bekommen kaum in die europäischen Königsklassen aufsteigen können.

Die Bundesliga hat auch geschäftlich zu den großen europäischen Ligen aufgeschlossen. Viele internationale Topspieler wechseln nicht mehr nach Madrid oder Mailand, sondern nach München, Gelsenkirchen oder Hamburg. Dabei kommt es zu einer Spaltung zwischen wenigen großen und international erfolgreichen Vereinen sowie der großen Menge mittlerer Clubs, die nur noch im Fahrwasser der Großen mitschwimmen und auf internationaler Bühne so gut wie keine Chance haben. Fußball ist hier primär professionell inszenierte und in kostenpflichtigen Medien vermarktete Unterhaltung. Aktiver Sport verliert an Bedeutung und Amateur-Fußball wird immer stärker auf seine Funktion als „Zulieferer“ für den Profisport beschränkt.

In Deutschland ist Fußball konkurrenzlos der Volkssport Nummer Eins: Viele Menschen spielen selbst Fußball und die verschiedenen Amateurligen haben eine eigene Attraktivität, bilden aber gleichzeitig den Unterbau für den Profi-Fußball. Breite Medienpräsenz, Stadien als kollektive Erlebnisräume und vielfältiges Fanaufkommen auf regionaler und über-regionaler Ebene prägen den Fußball. Sowohl große als auch kleinere Vereine profitieren vom Wachstumsmarkt und die Bundesliga hat international eine hohe Bedeutung. Im Rahmen dieses Szenarios lassen sich drei Facetten zusammenfassen: (a) ein stetiger Wachstumsmarkt mit hohen Renditen, (b) ein zunehmend überhitzter Boommarkt mit vielen verschiedenen Vereinen im internationalen Geschäft und (c) ein ebensolcher Boommarkt mit Fokussierung auf wenige, international erfolgreiche Vereinsmannschaften.

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