Neue Horizonte 2045 – Missionen für Deutschland
Wie sieht ein klimaneutrales Deutschland aus? Wie eine sozial gerechte Zukunft? Was für ein Land wollen wir 2045 sein? Gemeinsam mit 50 Zukunftsforschenden sowie der ScMI AG und dem foresightlab hat die Initiative D2030 sieben wünschenswerte Zukunftsbilder für Deutschland entwickelt und daraus Zielkonflikte von morgen sowie erste Handlungsempfehlungen für die Politik abgeleitet. Die Ergebnisse sind in der Studie „Neue Horizonte 2045 – Missionen für Deutschland“ zusammengefasst.
Basierend auf den „Neuen Horizonte“-Szenarien des Vorläuferprojektes „Deutschland 2030“ hat die Initiative D2030 in einem neuen Projekt den Zeithorizont auf 2045 erweitert und sich auf mögliche disruptive und als positiv eingeordnete Zukunftsbilder fokussiert. Das Jahr 2045 wurde ausgewählt, da die Bundesregierung beschlossen hat, Deutschland bis dahin zu einem klimaneutralen Land transformiert zu haben. Die Ausgangsfrage lautete demnach: „Welche Zukünfte könnten wir wollen?“
Die Szenarien wurden im Rahmen eines Open-Foresight-Projekt unter Mitwirkung eines rund 50-köpfigen Szenarioteams entwickelt, der von einem Kernteam gesteuert wurde, dem auf Seiten der ScMI AG Dr. Alexander Fink und Hanna Rammig angehörten. Unter den Mitwirkenden befanden sich zahlreiche Zukunftsforschende sowie Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft. Im Rahmen des Prozesses gab es partizipative öffentliche Veranstaltungen sowie Online-Dialoge, bei denen sich weitere Interessierte am Dialog beteiligen konnten.
Sieben Zielszenarien:
1# Grünes Wachstum Die Menschen sind veränderungsbereit, scheuen aber radikale Brüche. Die Politik nimmt eine Führungsrolle ein und treibt über Missionen die Transformation hin zu einer »grünen Industrie«, die global zum Aushängeschild wird. Teilhabe, Konsens und Ausgleich sind wichtig.
2# Nachhaltiger Systemumstieg Deutschland wagt die Abkehr von Wachstum sowie Wettbewerb und setzt auf radikale Transformation: Klimaschutz erhält Vorrang. Regionale Wertschöpfung, Grundeinkommen, veränderte Lebensstile und neue Infrastrukturen kennzeichnen den Systemwechsel.
3# Radikale Kompromisse Deutschland gelingt die Transformation zu einer souveränen und auf den Weltmärkten erfolgreichen Wirtschaft jenseits traditionellen Wachstums. Politik orchestriert gemeinsam entwickelte Missionen, die die chancenorientierte und vielfältige Gesellschaft zusammenführen.
4# Ökoliberale Transformation In einer von digitaler Wertschöpfung geprägten Welt gelingt Deutschland die Transformation zu einem postindustriellen Wirtschaftsmodell. Basis dafür sind gesellschaftliche Offenheit sowie individuelle und unternehmerische Freiheit. Politik konzentriert sich auf Rahmensetzung.
5# Techno-Optimismus Gestützt auf visionäre Unternehmen und DeepTech-Innovationen hat Deutschland seine traditionelle Stärke in der industriellen Wertschöpfung erfolgreich in die digitale Welt übertragen. Grüne Technologiesprünge sind der Schlüssel zur Lösung der Klimakrise.
6# Alternative Stabilitäten Deutschland stellt sich den globalen und gesellschaftlichen Realitäten: Politik konzentriert sich auf das im Konsens Mögliche – auch bei Klima und Transformation. Eigenverantwortung hat Konjunktur und zivilgesellschaftliche Strukturen übernehmen zahlreiche Aufgaben.
7# Sicherheit zuerst Die »traditionelle Mitte« der Gesellschaft ist weiter stark und strebt nach Sicherheit. Wohlstand, sozialer Ausgleich und Stabilität sind prioritäre Ziele einer aktiv regulierenden Politik – mehr als Transformation und Klimaschutz. Grundlage sind weiter starke Kernbranchen.
Aus einer Kombination einer ausführlichen Bewertung des interdisziplinären Szenarioteams und einer weiteren Befragung mit über 150 eingegangenen Bewertungen konnten anschließend der heutige Ist-Stand sowie gewünschte und erwartete Veränderungen in Verbindung der sieben Szenarien erörtert werden. Aus der Bewertung ließen sich verschiedene Erkenntnisse ableiten:
• Es gibt nicht nur mehrere Wege in die Zukunft, sondern auch konkurrierende Zielszenarien. Im politischen und gesellschaftlichen Diskurs darf es folglich nicht nur um kurzfristige Maßnahmen gehen. Längerfristige Visionen und Zielbilder müssen wieder mehr Beachtung finden.
• Die Mehrheit der im Rahmen der Studie befragten Menschen wünscht sich grundlegende Veränderungen, wie sie im Rahmen der sogenannten „Neue Horizonte“-Szenarien beschrieben sind.
• Sieben Voraussetzungen müssten geschaffen werden, um die am meisten gewünschten „Neue-Horizonte“-Szenarien zu erreichen, darunter eine konsequente Klimapolitik, ein neues Wirtschaftsmodell, veränderte Lebensstile und neue Formen der Beteiligung.
• Im Rahmen der Studie wurden zwölf weitere Zielkonflikte identifiziert, für die es aus Transformationssicht kein eindeutiges Richtig oder Falsch gibt, beispielsweise der Konflikt zwischen nationaler Souveränität und globaler Offenheit in unseren Wirtschaftsbeziehungen.
• Transformation wird nur gelingen, wenn wir lernen, für heute unvereinbar scheinende Positionen langfristig tragfähige Lösungen, sogenannte „radikale Kompromisse“ zu entwickeln.
Der vollständige Studienreport kann hier heruntergeladen werden.
Weitere Detailergebnisse des Open-Foresight-Prozesses finden sich auf der D2030-Homepage
Für weitere Informationen zur Nutzung der Szenarien in der eigenen Projektarbeit sowie die Möglichkeit von Vorträgen und Präsentationen sind wir gerne ansprechbar.