Die globale Lebensmittelwirtschaft ist geprägt von disruptiven Technologien und neuen Geschäftsmodellen, mit denen international vernetzte, kapital- und dividendengetriebene Konzerne massive Veränderungen in der Branche vorantreiben. Dabei spielen regionale Marktspezifika oder nationale Regulierungen eine immer geringere Rolle, so dass es zu einer starken Vereinheitlichung der weltweiten Lebensmittel und einem Rückgang der Produktvielfalt kommt – auch in Deutschland. Signifikante Einschränkungen aus dem Bereich der Umwelt- und Klimapolitik sind nicht zu erwarten, auch weil die globalen Konzerne die Vorteile der „neo-grünen Revolution“ herausstreichen und letztlich die globalen Regeln diktieren.

 

Trinkmahlzeiten, Protein-Snacks, In-Vitro Fleisch - Sie alle sind Künstliche Lebensmittel und ermöglichen eine schnelle, unkomplizierte Ernährung, die durch Innovationen in der Lebensmittelbranche weiter vorangetrieben werden.

 

Auch in der Gesellschaft haben Geschwindigkeit und Veränderungsdruck massiv zugenommen, was mit einer hohen Arbeitsbelastung und einer zunehmenden Mobilität verbunden ist. Dies lässt wenig Freiraum zur Entfaltung von Persönlichkeit und sorgt für ein angleichendes und primär preisgetriebenes Konsumverhalten. Nahrungsaufnahme erfolgt häufig nebenbei und außer Haus, so dass Kochen kein soziales Element mehr ist, sondern von den rational denkenden Verbrauchern vielfach auf die „Energiezufuhr“ reduziert wird. So verlagert sich der Schwerpunkt vieler Innovationsprozesse vom Marketing zu neuen Technologien, die auf Basis massiver Fortschritte in Forschung und Wissenschaft erschlossen werden. Dies wird auch dadurch unterstützt, dass viele Medien Innovationen zunächst einmal positiv gegenüberstehen und insofern einen ergebnisoffenen Dialog über Lebensmittel ermöglichen.

 

 

«Zeit ist kostbar. Deshalb ist fast jedem Zweiten (48 Prozent) eine schnelle und einfache Zubereitung wichtig.»

(Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), 2019)

 

 Zeit für eine aufwändige, selbstgekochte Mahlzeit nehmen sich nur noch die wenigsten, es geht vielmehr darum Nährstoffe schnell und so einfach wie möglich aufzunehmen: am besten unterwegs oder parallel zu „wichtigeren“ Tätigkeiten.

 

Die Standortentscheidungen der Konzerne orientieren sich neben Kriterien wie Kosten (bei volatilen Rohstoffpreisen) und Prozesseffizienz in einer globalen Wertschöpfungskette auch an den Rahmenbedingungen für Innovation – also vor allem den Möglichkeiten, neue Technologien zu entwickeln. Viele Lebensmittel sind ohnehin zu einem hohen Grad verarbeitet, und disruptive Innovationen setzen diesen Trend weiter fort. Herkunft und Regionalität von Lebensmitteln spielen eine untergeordnete Rolle. Die Konsumenten haben zwar nur ein begrenztes Vertrauen in die messbaren Kriterien der Lebensmittelsicherheit – sehen aber vor allem die Vorteile der Neuerungen. Auch im Lebensmittelhandel setzen sich im Sinne solcher Vereinfachungsstrategien klassische und einheitliche Bedürfnisse durch. Dies nutzen stationäre Händler aus und sichern mit neuen Lieferservices ihre Marktposition ab.

 

Durch zahlreiche Innovationen und dem Ausbau des Versandhandels von verarbeiteten- und exotischen Lebensmitteln, können Verbraucher in kürzester Zeit die neuen Produkte aus dem Labor testen.

 

Die deutsche Lebensmittelwirtschaft ist geprägt durch eine hohe Automatisierung ebenso wie durch eine zunehmende Konzentration in nahezu allen Stufen der Wertkette und eine starke Exportorientierung. In der Agrarwirtschaft führt dies – unterstützt durch eine marktwirtschaftlich orientierte Agrarpolitik – zu einer massiven Verringerung der Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe. Lebensmittelproduktion erfolgt zunehmend in Konzernstrukturen, die umfassender auf die neuen Innovationen reagieren oder diese selbst vorantreiben können.

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