Deregulierung und digitale Transformation prägen weite Teil des ökonomischen Umfeldes – so auch die globale Lebensmittelwirtschaft. Dabei hat sich allerdings gezeigt, dass Veränderungen nicht zwingend von globalen Konzernen getrieben werden müssen. Vielfach ist es kleinen und innovativen Mittelständlern gelungen, neue Geschäftsmodelle durchzusetzen oder sich lukrative Nischen zu sichern. Vorteilhaft ist für sie die immer stärkere Fragmentierung der Märkte, so dass sie sich auf einzelne globale Segmente konzentrieren und diese über exportorientierte Modelle erschließen können. Signifikante Einschränkungen sind weder von Seiten der Umwelt- und Klimapolitik noch für den globalen Freihandel zu erwarten.

 

Mittelständische Firmen können sich zunehmend gegen ihre großen Branchen-Konkurrenten durchsetzen, denn Innovationen binden neue Kunden und schaffen Umsatz, was zusätzlich durch eine hohe Ausgabebereitschaft dieser für hochwertige, besondere Lebensmittel begünstigt wird.

 

In der stark moralisch geprägten Gesellschaft setzen sich gemeinschaftliche Leitmotive wie Authentizität, Regionalität und Nachhaltigkeit durch. Wertebasiertes Handeln prägt das tägliche Leben und hat großen Einfluss auf das Konsumverhalten. Dabei steht den Menschen viel Freizeit zur Verfügung, die sie intensiv für ihre eigenen Belange nutzen – auch für die Beschaffung, Zubereitung und den Verzehr von Lebensmitteln. Dazu gehört auch das Kochen in der eigenen Küche. Kritische Medien initiieren einen intensiven Dialog über Lebensmittel und fördern rationales Konsumentenverhalten. Daher soll das Essen vor allem Schmecken und Satt machen – einen nennenswerten Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung spielt es in der homogenen und „politisch-korrekten“ Gesellschaft nicht.

 

 

«Exporte sind eine wichtige Säule für die deutsche Agrar- und Ernährungswirtschaft zur Sicherung von Wertschöpfung, Wohlstand und Arbeitsplätzen in Deutschland – insbesondere auch in den ländlichen Räumen. Die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen für den Export ist daher ein wichtiges Ziel und ein zentraler Bestandteil der Arbeit unseres Ministeriums.»

(Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, 2019)

 

 

In der Gesellschaft haben Geschwindigkeit und Veränderungsdruck ebenso zugenommen wie Individualisierung und Konsumorientierung. Vielfalt und Volatilität von Lebensstilen, Wertvorstellungen und Konsummustern führen zu immer neuen Trends, die von einer fragmentierten Medienlandschaft befeuert werden und die sich auch auf Ess- und Kochgewohnheiten auswirken. Ein großer Teil der von Lifestyle geprägten Gesellschaft nutzt das Essen, um seiner Persönlichkeit Ausdruck zu verleihen und um sich von Anderen abzugrenzen. Dafür sind mehr und mehr Menschen bereit zu investieren – auch in qualitativ hochwertige Lebensmittel. Allerdings wird der eigene Zeiteinsatz für das Kochen auf ein Minimum reduziert und ein immer größerer Teil des Ernährungsprozesses verlagert sich in den öffentlichen Raum, beispielsweise in die boomende Erlebnisgastronomie. Herkunft und Regionalität von Lebensmittel spielen allerdings nur für einzelne Segmente eine größere Rolle – insgesamt branchenwirksam sind sie nicht.

 

Globalität vor Regionalität – Lebensmittel müssen für viele Konsumenten heute den Anforderungen nach Qualität, Innovation, Erlebnis, sowie dem Convenience-Anspruch der Kunden gerecht werden als einen regionalen Ursprung vorweisen zu können. Bei dem Angebot solcher Produkte spielen verstärkt kleinere Unternehmen eine entscheidende Rolle.

 

Produziert werden die nicht selten hochpreisigen Standard-Lebensmittel in einem globalen und hoch vernetzten System, allerdings vielfach von lokalen oder spezialisierten Akteuren wie kleinen, landwirtschaftlichen Betrieben, stark handwerklich beziehungsweise mittelständisch geprägten Produzenten oder spezialisierten Online-Anbietern. All diese Akteure sind marktnah aufgestellt, verstehen die zukünftigen Kundenanforderungen und können diese mit den Ergebnissen aus Forschung und Wissenschaft verknüpfen. Insofern werden Innovationen von Verbrauchern und Ernährungswirtschaft gemeinsam vorangetrieben.

Die deutsche Lebensmittelwirtschaft wird – ähnlich wie andere Branchen – von einer mittelständischen Struktur geprägt und gilt global als „Exportweltmeister“. Während andere Volkswirtschaften auf Zentralisierung und Skalenvorteile gesetzt haben, konnten deutsche „Hidden Champions“ immer mehr Segmente erobern und die insgesamt starke Wettbewerbsposition absichern.

 

 

 

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