Das globale Umfeld hat sich massiv verändert. Vielfältige internationale Konflikte und Terrorismus haben zu einer kritischen Sicherheitslage geführt und die global vernetzte Weltwirtschaft nachhaltig erschüttert. Nahezu alle Staaten schotten ihre Heimatmärkte durch protektionistische Maßnahmen ab, und die Mobilität von Personen und Gütern hat deutlich an Bedeutung verloren. Auch die internationale Zusammenarbeit bei Umwelt- und Klimaschutz ist zum Erliegen gekommen. Die Lebensmittelwirtschaft steht jetzt im Dienst der neo-nationalen Wirtschaftspolitik und verfolgt vor allem das Ziel, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten – auf Basis regionaler Produkte und auf Kosten der Vielfalt (und häufig auch der Qualität) von Lebensmitteln.

 

In Zeiten extremer Unsicherheit verlieren Konsum und Genuss an Bedeutung. Während es zu Versorgungsengpässen sowie einer stark eingeschränkten Nahrungs-Vielfalt kommt, gewinnen familiäre Rituale wie das gemeinsame Einnehmen von Mahlzeiten deutlich an Bedeutung.

 

Im Rahmen dieser Entwicklung gleichen sich die Lebensstile und das damit einhergehende Konsumverhalten der Menschen immer mehr an. Die Gesellschaft entfernt sich immer weiter von den Werten einer offenen Gesellschaft, aber auch von den Konsummustern der globalen Wirtschaft. Dabei driftet sie ins Nostalgisch-Traditionelle und überhöht die Bedeutung nationaler oder regionaler Produkte, um auf diese Weise den Rückgang von Vielfalt und den auftretenden Mangel in der Versorgung zu kaschieren. Um in dem kritischen Umfeld zurecht zu kommen, steigt die Arbeitsbelastung der Menschen an und die Bedeutung familiärer Sicherungsnetze nimmt deutlich zu. Dies führt einerseits zu einer Stärkung der klassischen Zubereitung und des Essens zu Hause – andererseits aber auch zum Rückgriff auf selbst zubereitete Nahrungsmittel im Rahmen der vielfältigen, außerhäuslichen Arbeitsprozesse.

 

 

«Die Agrar- und Ernährungspolitik trägt eine große Verantwortung, wenn es darum geht, die gesellschaftliche Stabilität weltweit zu sichern. Deshalb betrachten wir die Ernährungssicherheit als zunehmend wichtigen Bestandteil der Sicherheitspolitik und Krisenprävention. »

(Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, 2019)

 

 

Der Verarbeitungsgrad der Lebensmittel ist gering. Ursprünglichkeit und Herkunft spielt für die Konsumenten eine große Rolle, wobei dies nicht auf eine ausgeprägte Werteorientierung zurückzuführen ist. Forschung und Wissenschaft stagnieren, die stark regulierte Branche zieht kaum Investoren an und auch die Verbraucher zeigen wenig Interesse an Neuerungen. Letztlich führt der Innovationsmangel zu hohen Lebensmittelpreisen, die von den durch die schlagzeilenorientierte und sensationsgetriebene Berichterstattung emotionalisierten Konsumenten aber mangels Alternativen akzeptiert werden. Die geringe Innovationsbereitschaft zeigt sich auch im Einzelhandel, der weiterhin von stationären Händlern mit traditionellen Formaten, einfachen Einkaufsprozessen und hoher Intransparenz gekennzeichnet ist.

 

Durch den Fokus auf die Sicherstellung einer Versorgung leiden Forschung und Entwicklung.

 

Während die Marktprotektion in der Agrarwirtschaft zu einem Schutz der landwirtschaftlichen Betriebe geführt hat, kommt es auf den nationalen und abgeschotteten Lebensmittelmärkten zu einem signifikanten Konzentrationsprozess. Hier setzt sich durch, wer die einheitlichen Kundenanforderungen am günstigsten bedienen kann – Im- und Exporte spielen so gut wie keine Rolle mehr. Der Automatisierungsgrad ist relativ gering. In der Lebensmittelwirtschaft kommt es zu einem deutlichen Ausbau des Niedriglohnsektors, dem allerdings vielfach die benötigten Arbeitskräfte fehlen.

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