Neue globale Dynamik

Faires Wachstum in kooperativen Strukturen

  • Transnationale Politik gewinnt infolge eines globalen Umdenkens an Durchschlagkraft
  • Ein faires Freihandels-System entfacht eine neue weltwirtschaftliche Dynamik
  • Europa avanciert mit dem Fokus auf offene Architekturen zu einem führenden Digitalstandort
  • Signifikante Veränderungen des Arbeitsmarktes, der Arbeitsverhältnisse und der Entlohnungssysteme
  • Die gestärkte politische Mitte etabliert nachhaltige Resilienzstrategien
  • Herausforderungen werden mit Offenheit und Neugier begegnet – Freude an Innovationen dominiert

 

Multilaterale Politik schafft Rahmenbedingungen für fairen und dynamischen Welthandel

Die globale COVID19-Pandemie hat geschafft, was globalen internationalen Institutionen in den Jahrzehnten bis 2020 nie gelungen war: Nachdem die Welt im Kampf gegen das Virus nachhaltig zusammengerückt war, bildeten die Erfahrungen aus der Pandemiebekämpfung die Basis für ein gemeinsames, globales Bewusstsein der planetaren Probleme – allen voran der Klimakrise. Während nationalistisch und protektionistisch orientierte Potentaten der Reihe nach das Feld räumen mussten, wurden multilaterales Denken und globaler Freihandel wieder zu Leitmaximen. In der Europäischen Union führte dies zu einer stetigen Integration in kleinen Schritten. Bei der Bewältigung der Klimakrise setzte die Weltgemeinschaft, wiederum gestützt auf die Corona-Erfahrungen, auf kooperative Innovation und eine dynamische Wirtschaftsentwicklung – aber eben nachhaltig. Mit bis dahin kaum vorstellbarer Konsequenz wurden die Grundsätze des Klimaschutzes, der Ressourcenschonung und des Erhalts der Artenvielfalt in globale Rahmenbedingungen umgesetzt. Zentraler Treiber waren dabei das geänderte Bewusstsein und das umweltadäquate Verhalten von Bürgern und Konsumenten in den wichtigsten Industrienationen. Wesentlicher Erfolgsfaktor war, dass diese „Globalisierung 2.0“ nicht mehr allein aus ökonomischer Perspektive vornehmlich der starken Volkswirtschaften gedacht wurde, sondern dass es um eine gerechte Globalisierung ging. Nur mit fairem Handel und verantwortungsbewusstem Einsatz neuer Technologien, so die Überzeugung, seien die Menschheitsprobleme zu lösen. Getragen von einer Reform der internationalen Institutionen wurde ein System fairer Wertschöpfungsketten etabliert, in dem soziale und ökologische Mindeststandards umgesetzt wurden. Letztlich führte die proaktive Integration Chinas und anderer aufstrebender Mächte in die neue Weltwirtschaftsordnung dazu, dass traditionelle Handelskonfl ikte oder eigenmächtige Standardisierungsbestrebungen kaum noch eine Rolle spielten.

Die deutsche Wirtschaft setzt auf ihre Stärken – bei größerer Innovations- und Veränderungsgeschwindigkeit

Wenn sich alte Türen schließen, dann öff nen sich auch neue. Nach dieser Weisheit schauten deutsche Unternehmen optimistisch in die Zukunft und erhöhten ihre Innovations- und Veränderungsgeschwindigkeit deutlich. Gestützt auf langfristige Rahmenbedingungen – allen voran den CO2-Preis – wurden bisherige Konzepte grundlegend korrigiert und häufi g auch ganz über Bord geworfen. Die industrielle Massenproduktion mit ihren massiven Umweltfolgen wurde vielfach durch eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft ersetzt. Ganze Branchen mussten sich umorientieren, doch im Vergleich zu ihren früheren Versuchen der Besitzstandswahrung taten sie dies neugierig, zukunftsorientiert und proaktiv. Die deutschen Kernbranchen Maschinenbau und Automobil gingen dabei nicht unter, sondern konnten sich mit den neuen Rahmenbedingungen gut arrangieren. In den Schlüsselindustrien der 2030er-Jahre werden zahlreiche Fertigkeiten benötigt, die in Deutschland schon lange vor der Corona-Krise etabliert waren. Durch ihre strukturierte und an langfristigen Zielen ausgerichtete Arbeitsweise sowie die Vorteile der jahrzehntelangen dualen Ausbildung waren die Voraussetzungen hierzulande hervorragend, den Strukturwandel positiv gestalten zu können. Letztlich entscheidend für den Erfolg war aber, dass sich Neugier, Innovation und Experimentierfreude in der Breite durchsetzten – quasi von der frühkindlichen Bildung bis in den vielfältigen Berufsalltag: Schulen lösten sich von jahrzehntealten Fächerkanons und erfolgreiche Unternehmensgründungen entstanden nicht nur aus Hochschulen, sondern auch aus dem Handwerk und als Corporate StartUps. All dies, gestützt auf alte Stärken wie globale Vernetzung und Kooperationsfähigkeit, förderte Deutschlands Aufstieg zu einer der führenden Digitalnationen ‚on par‘ mit den USA und China. Der neue Branchenmix sowie der weiterhin hohe Anteil mittelständischer und familiengeführter Unternehmen in der deutschen Wirtschaft unterstützten den Strukturwandel und erwiesen sich als Motor bei dem menschheitsgeschichtlich einmaligen Versuch, unsere gemeinsame Lebensgrundlage nachhaltig zu verbessern statt zu vernichten.

Deutschland übernimmt Verantwortung als Kapitän für die dringend notwendige weltweite Kurskorrektur

In Deutschland gibt es seit zehn Jahren einen breiten Konsens für notwendige Kurskorrekturen. Die durch ihre letztlich erfolgreiche Corona-Politik gestärkte politische Mitte hatte Anfang der 2020er-Jahre genug Rückhalt unter den Wählern, um auch zunächst unliebsame, aber unumgängliche Entscheidungen durchzusetzen. Dazu gehörte vor allem eine deutlich höhere und langfristig planbare CO2-Bepreisung in Deutschland und Europa. Der damit einhergehende drastische Strukturwandel wurde in der deutschen Politik nun als Chance begriff en und aktiv gestaltet. Konkret bedeutete dies, dass Veränderungen mittels einer breiten Bildungsoff ensive und einer innovationsfreundlichen Politik vorangetrieben wurden, während gleichzeitig der Wandel durch einen entschlossenen Umbau des Sozialstaats flankiert werden konnte. Dabei war es auch in Politik, Verwaltung und Gesellschaft zum Standard geworden, neue Verfahren und Ansätze nicht erst jahrelang zu hinterfragen, sondern schnell zu testen und gegebenenfalls ebenso schnell wieder zu verwerfen. Im Rückblick waren es wohl die volatilen CoronaMonate, die auch im öffentlichen Bereich viele traditionelle Denkblockaden gelöst hatten. Auch neue Formate für mehr Bürgerbeteiligung trugen dazu bei, das Vertrauen in politische Entscheidungen weiter zu stärken.

Faktenbasiertes Wissen als Grundlage für konstruktive gesellschaftliche Dialoge

Unternehmen richten sich nicht mehr einseitig an den Interessen ihrer Anteilseigner aus, sondern beziehen sowohl Arbeitnehmende und Kunden als auch gesellschaftliche Anspruchsgruppen in ihre Zielsysteme ein. Damit ermöglichen sie ihren Mitarbeitenden eine stärkere Identifi kation, die letztlich dazu führt, dass beruflicher Erfolg für die meisten Menschen weiterhin wichtig ist. Dabei sind neue Arbeits- und Arbeitszeitmodelle bis hin zu fl exiblen Projektwelten gang und gäbe. Die Aufwertung sozialer, medizinischer und anderer systemtragender Berufe hat zu einer signifi kanten Veränderung der Entlohnungssysteme geführt. Eine zentrale Rolle bei der „großen Transformation“ spielen Wissenschaft und Medien. Durch das wiedergewonnene Vertrauen in Fakten und fundierte Wissensaufbereitung sowie konstruktive und off ene gesellschaftliche Diskurse gelingt es, notwendige Veränderungen transparent zu machen und die Bevölkerung auch bei unliebsamen Entscheidungen mitzunehmen. Nicht immer sind alle Menschen mit Einschnitten und Restriktionen einverstanden, aber da die Dringlichkeit allen bewusst ist, trägt die Mehrheit vielfach auch kritische Beschlüsse mit. Städte bleiben weiterhin die Ausgangs- und Kristallisationspunkte der gesellschaftlichen Entwicklung. Allerdings stehen dabei nicht mehr schillernde Zentren im Mittelpunkt, sondern menschengerechte Kieze mit überschaubaren Nachbarschaften. Das dortige Sozialleben konzentriert sich – wie im übrigen Land – vor allem auf reale physische Begegnungen, die durch eine Vielzahl virtueller Kontakte ergänzt werden. Die Herausforderungen sind groß, doch werden weitere Krisen und Pandemien nicht als Bedrohungen wahrgenommen, denen man hilfl os ausgeliefert ist. Im Gegenteil: Das Lösen bestehender und zukünftiger Probleme bereitet vielen Menschen Freude und stachelt ihr Erfindungsreichtum an. Die überall spürbare Dynamik ist gestützt auf das tief verankerte Bewusstsein, dass Menschen gemeinsam mehr erreichen als einzeln. Dabei wird der off ene Diskurs als Chance begriffen, Dinge gemeinsam weiterzuentwickeln und dadurch seine Nachbarschaft, seine Stadt, das Land und die Welt stets ein kleines Stück besser zu machen.

 

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