Health Data Scenarios - Wie Daten das Gesundheitssystem der Zukunft prägen

Wie könnte das von Gesundheitsdaten geprägte Ökosystem der Zukunft aussehen? Welche Rolle spielen darin die heutigen Anbieter, die BürgerInnen und PatientInnen – und welchen Platz bietet es für Innovation und für neue Akteure? Diesen Fragen hat sich die von der Region Basel getragene Initiative „DayOne“ angenommen – in einem Szenarioprozess gemeinsam mit der ScMI AG und ihrem Schweizer Partner Blauen Solutions.

Die Gesundheitswirtschaft zählt zu den Bereichen, die von der Digitalisierung besonders stark verändert werden. Dies gilt für die Chancen ebenso wie die Risiken. Datenbasierte Ansätze ermöglichen neue, personalisierte Therapien und signifikant verbesserte Prävention, aber sie setzen auch die bestehenden Gesundheitssysteme unter Druck, schaffen mehr Transparenz – auch für große Tech-Konzerne – und könnten letztlich zu einer Über-Kommerzialisierung führen. Eine eindeutige Prognose lässt sich nicht erstellen; vielmehr müssen verschiedene mögliche Entwicklung vorausgedacht werden.


In einem systematischen Onlineprozess mit über 50 ExpertInnen aus verschiedenen Gruppen, unterstützt von Deloitte, Novartis und dem Kanton Zürich, wurden zehn Szenarien entwickelt, die mögliche Zukünfte des „Health Data Ecosystems“ beschreiben. Zentrale Unterscheidungsmerkmale der Szenarien sind der Grad des technologischen Wandels durch KI und personalisierte Medizin sowie die Kultur- und Prozessgetriebene Veränderung des Gesundheitswesens. Fokussiert man sich auf diese beiden Kerndimensionen, ergeben sich vier übergreifende Szenario-Gruppen:

 

 

 

Traditionelle Akteure und öffentliche Hand in einem trägen Markt (Szenario-Gruppe 1)
Hier kommt es in Ermangelung technologischer und kultureller Veränderungen lediglich zu einer evolutionären Weiterentwicklung des Gesundheitswesens. Dabei dominieren die gegenwärtigen Akteure inklusive der öffentlichen Hand, so dass Innovationen häufig versanden. Aufgrund fehlender Vernetzung bleiben die Gesundheitsdaten häufig auf einzelne Domänen begrenzt. Insgesamt umfasst diese Gruppe drei Szenarien: Traditionelles Gesundheitssystem – moderates Wachstum (Szenario 1A), Wiederkehr des Nationalismus (Szenario 1B), Gesundheitsdaten als öffentliches Gut (Szenario 1C).
Kundenverhalten als Innovationstreiber in einem Käufermarkt (Szenario-Gruppe 2)
Während die Technologie nur schrittweise voranschreitet, wollen die BürgerInnen wesentlich schneller eine aktive Rolle beim Management ihrer Gesundheit übernehmen. Diese Verhaltensänderung führt zu Prozess- und Geschäftsmodellinnovationen. Dies könnte in zwei Szenarien geschehen, die sich vor allem anhand unterschiedlicher Stakeholder unterscheiden: Patienten übernehmen die Kontrolle – Neue Geschäftsmodelle inklusive (Szenario 2A), Weniger Technik, mehr Gesundheitswissen – Prävention als Treiber (Szenario 2B).
Demokratisierung von Technik und Datenzugang in einem Ökosystem-geprägten Markt (Szenario-Gruppe 3)
Gesundheitsversorgung selbst in die Hand zu nehmen, und technologisch mit dem Durchbruch der Datenwissenschaft bei der Revolutionierung der Medizin. Diese Demokratisierung der Ökosysteme kann auf drei Arten erfolgen: Neuerfindung des Gesundheit in einem übergreifenden Netzwerk (Szenario 3A), Freier Markt trifft Rgulierung – das One-Level-Playing-Field (Szenario 3B), Wettbewerb treibt Kooperationen in einem fragmentierten Markt (Szenario 3C).
Kapital und Technologie als Innovationstreiberin einem Verkäufermarkt (Szenario-Gruppe 4)
Technologien machen einen großen Sprung nach vorn und die Gesundheitswirtschaft wird zunehmend von Daten angetrieben. Anbieter und Aufsichtsbehörden können mit der beschleunigten Entwicklung kaum noch nicht Schritt halten. Dabei stellt sich die Frage, ob diese Entwicklung von neuen oder bisherigen Akteuren geprägt sein wird: Vertrauen in HealthTech als neue Gesundheitspartner (Szenario 4A), BigTech treiben Innovation innerhalb bestehender Strukturen (Szenario 4B).


Für alle zehn Szenarien wurden spezifische Health-data-Architekturen skizziert, die beispielsweise den Datenbesitz, die Offenheit der Infrastrukturen, das Vertrauen in Gesundheitsdaten, deren Standardisierung und Monetarisierung sowie die Breite der Wertkette beinhalten. Außerdem wurde eine erste Szenario-Bewertung durchgeführt, in der vor allem der Wunsch der verschiedenen Akteure nach einer kulturellen Veränderung innerhalb der Gesundheitswirtschaft deutlich wurde. Alle Ergebnisse sind in einem Studienbericht zusammengefasst, für den ein kostenloser Download bereitsteht. Weitere Informationen findet man zudem in einem Interview mit Thomas Brenzikofer (DayOne) und Beat Meyer (Blauen Solutions) im Jahresbericht 2020 der ScMI AG

 

Mit der Entwicklung der Health-Data-Szenarien ist das DayOne-Szenarioprojekt jedoch noch nicht abgeschlossen. In einer zweiten Projektphase werden die Szenarien in stakeholder-spezifischen Workshops einem Stresstest unterzogen. Dabei geht es vor allem darum, jeweils spezifische Fragestellungen aufzugreifen und im Licht bestimmter Szenarien zu durchleuchten. Außerdem wollen DayOne, ScMI und Blauen Solutions auf diese Weise die Szenario-Bewertung validieren und weitere Konsequenzen ableiten. Bei Interesse an einer Vorstellung der Szenarien oder an Informationen zu einer möglichen Mitarbeit im Projekt können Sie sich gerne direkt an uns wenden.

 

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