Szenarien und Perspektiven für KI-basierte Arbeitswelten
In einer Foresight- und Szenariostudie im Auftrag des Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) und im Rahmen eines BMBF-Projektes Smart AI-Work haben das foresightlab und die ScMI AG sechs denkbare Szenarien einer KI-basierten Arbeitswelt von morgen entwickelt. Wie könnte das Arbeitleben in Europa im Jahr 2030 durch KI beeinflusst werden? Und welche Entwicklungen werden erwartet?
Angesichts der Ungewissheit der zukünftigen KI-Entwicklung sowie deren Einbindung in ein komplexes System aus technischen, wirtschaftlichen und politisch-gesellschaftlichen Einflüssen, reicht es nicht aus, nur eine erwartete oder eine gewünschte Zukunft zu betrachten. Statt dessen sollten man verschiedene Möglichkeiten in Betracht ziehen und näher untersuchen. Dazu wurde die Methodik des Szenario-Management eingesetzt.
Der von den sechs Szenarien aufgespannte Zukunftsraum lässt sich anhand von drei Kerndimensionen darstellen: der Lernfähigkeit von KI und ihrem Augmentierungspotenzial (x-Achse), der Rolle verschiedener Akteure bei der KI-Entwicklung (y-Achse) sowie der Veränderung der Arbeitswelt (gestrichelte Linie). An den Rändern des Möglichkeitsraumes zeichnen sich ein eindeutig negatives sowie ein eher utopisches Kontrastszenario ab. Zwischen diesen beiden Extremen befinden sich vier weitere Zukunftsbilder, die jeweils unterschiedliche Chancen- und Risikopotenziale beinhalten:
Die sechs Szenarien lassen sich wie folgt beschreiben:
In einer Online-Expertenbefragung wurden die Szenarien nach ihrer Nähe zur Gegenwart, ihrer Wahrscheinlichkeit für das Jahr 2030 und ihrer Wünschbarkeit bewertet:
Die größte Nähe zur Gegenwart zeigen die Szenarien 1 und 2 auf, denn die digitale Durchdringung und die Leistungs- und Lernfähigkeit von KI wird in der Arbeitswelt aktuell noch als eher moderat eingeschätzt. Dabei wird die Substitution von Arbeitsplätzen als negative Folge des Einsatzes von KI für die gegenwärtige Situation – entsprechend des Szenarios 1 – noch als relativ gering angesehen. Gleichzeitig prägen diese im Szenario 2 beschriebenen Risiken den gegenwärtigen KI-Diskurs. Innovationen im KI-Bereich werden aktuell vor allem durch globale Konzerne gefördert. Außerdem ist die heutige Situation, wie sie in Szenario 1 und 2 beschrieben wurde, gekennzeichnet durch eine klassische Arbeitswelt und eine eher hierarchische Unternehmensorganisation.
Für 2030 erwarten die Experten ein Eintreten der Szenarien 2 bis 5. Dabei werden die digitale Diffusion und der Einsatz von KI zunehmen. Zudem sind alle erwarteten Szenarien durch eine konzerngeprägte Unternehmenslandschaft gekennzeichnet, in der die KI-Entwicklung durch große Plattformen vorangetrieben wird. Gleichzeitig ist das mit vier Szenarien große Erwartungsspektrum der Experten ein Hinweis darauf, dass es eine hohe Unsicherheit darüber gibt, mit welcher Zukunft wir rechnen müssen.
Die gewünschte Zukunft einer KI-basierten Arbeitswelt wird aus Sicht der Experten am ehesten in Szenario 5 abgebildet, aber auch die Szenarien 4 und 6 zeigen viele Übereinstimmungen mit Wunschausprägungen auf. Gewünscht wird insgesamt eine Zukunft, in der KI nicht primär zur Substitution und Automatisierung führt, sondern eine möglichst starke Augmentierungskomponente im Sinne einer Bereicherung, Unterstützung und Erweiterung von Tätigkeiten aufweist. Auch soll die Arbeitswelt, die zunehmend durch Digitalisierung und Einsatz von KI unterstützt werden kann, in einer offenen Datenwelt mit hoher Datensouveränität geschehen, und die Steuerung von KI sollte dabei nicht allein durch große Plattformen-Unternehmen erfolgen. Dazu wird eine flexible Arbeitswelt gewünscht, in der die Unternehmen eine höhere Veränderungsfähigkeit in einer dynamischen, dezentralen und eher selbstorganisierten Netzwerk-Welt zeigen.
Der Szenario-Report kann hier heruntergeladen werden.