Die Zukunft des Homecare-Marktes

Der Pflege- und Homecare-Markt in Deutschland ist zu einer der wichtigsten Teilbranchen der Gesundheitswirtschaft geworden.  In einem Projekt mit ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen, Herstellern medizinischer Produkte und Versicherungen wurden fünf Szenarien entwickelt, die zukünftige Entwicklungspfade des Homecare-Marktes beschreiben.

Homecare im Wandel

Der demografische Wandel, das veränderte  Selbstbild der Älteren und der sinkende Anteil derer, die ausschließlich durch Angehörige gepflegt werden, sorgen für einen Wandel im Umgang mit dem Alter und einem steigendem Bedarf an Pflegekräften. Für den Homecare-Markt gilt also besonders: Nichts ist so konstant wie der Wandel!

Angesichts der vielfältigen Unsicherheiten ist es nicht möglich, die Zukunft des Homecare-Marktes präzise vorauszusagen. Um bei längerfristigen Entscheidungen dennoch nicht orientierungslos zu sein, wurden fünf alternative Szenarien zur Zukunft des Homecare-Marktes erarbeitet:

Das Eigenverantwortungs-Szenario - Selbstverantwortetes „Rundumsorglos-Paket“
Gesundheit ist zu einem immer bedeutenderen Thema geworden. Dabei nehmen gesundheitsbewusste und anspruchsvolle Bürger den Pflegeprozess vielfach in die eigene Hand und finanzieren professionelle Unterstützung in allen Lebensbereichen selbst. Dies führt zu einem starken und primär kundengetriebenen Wachstum des Homecare-Marktes. Die öffentliche Hand unterstützt die dynamische und auf privaten Strukturen basierende Branche mit entsprechenden Fördermodellen.
Das Neue-Solidarität-Szenario - Zurück zur familiären Unterstützung
Die Menschen sind gesundheitsbewusst und verlangen einen hohen Grad an Selbstbestimmung. Gleichzeitig stellt das öffentliche System nur eine schmale Grundversorgung bereit, so dass Familien und soziale Netze eine immer stärkere Rolle bei der Versorgung der Freunde und Angehörigen spielen. Dabei wird die Entwicklung des Homecare-Marktes aus zwei Richtungen begrenzt – durch geringe öffentliche Finanzierung und mangelnde private Nachfrage.
Das Nischen-Szenario - Staatlich verwaltetes „Satt & Sauber-Prinzip“
Homecare spielt weder für die Menschen noch für die Politik eine relevante Rolle. Die öffentliche Hand finanziert zwar ein qualitativ und umfänglich begrenztes System – wahrgenommen wird dies aber – auch im Gegensatz zu klassischen Pflegeeinrichtungen – kaum. Der hochreglementierte Homecare-Markt bleibt weit hinter den Erwartungen zurück. Für neue Wettbewerber und Geschäftsmodelle ist es wenig attraktiv, so dass wenige traditionelle Anbieter dominieren.
Das Discount-Care-Szenario - Selbstfinanzierte Grundversorgung
Viele Menschen leiden trotz materiellen Wohlstands an ungesundem Lebensstil, unausgeglichener Work-Life-Balance und psychischen Krankheiten wie Burn-Out. Gesundheit und Pflege werden so lange verdrängt, wie es irgend geht. Erst dann greift ein staatlich verantwortetes Pflichten- und Notfallsystem mit starker Selbstbeteiligung, innerhalb dessen Homecare wegen der starken Kosten- und Budgetorientierung eine große Rolle spielt. Getragen wird das Wachstum des Homecare-Marktes von externen, professionellen Dienstleistern in einem vielfach intransparenten System.
Das Vollversorgungs-Szenario - Staatliche Bevormundung
Die Politik erkennt das Potenzial des Homecare-Marktes für die Pflegethematik. Sie etabliert einen öffentlich finanzierten Komplettservice mit einem umfassenden Pflegeangebot. Verbunden ist diese Entwicklung mit einer geringeren Mitbestimmung. Wer dieser Bevormundung entgehen und selbstbestimmt zu Hause gepflegt werden möchte, der zahlt privat. Getrieben wird das Wachstum des intransparenten Homecare-Marktes von der öffentlichen Hand.

An der Entwicklung dieser Zukunftsbilder haben verschiedene Unternehmen und Organisationen aus dem Homecare-Markt mitgewirkt. Von ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen, Herstellern medizinischer Produkte bis hin zu Versicherungen wurde ein breites Spektrum abgedeckt. Die vorliegenden Perspektiven zur Zukunft des deutschen Homecare-Marktes 2030 sollen als Impuls verstanden werden, der zum Weiterdenken und Mitdiskutieren einlädt.

Bewertung des Zukunftsraumes

Bei der Bewertung der gegenwärtigen Situation bestand weitgehendes Einvernehmen, dass eine Fortführung der aktuellen Tendenzen zum Nischen-Szenario führen würde. Auch hinsichtlich des gewünschten Szenarios waren die Aussagen eindeutig. Hier wurde das Eigenverantwortungs-Szenario als wünschenswert erachtet. Weniger eindeutig waren die Aussagen hinsichtlich der erwarteten Entwicklung. Die stärkste Tendenz weist in Richtung des Neue-Solidarität-Szenarios. Allerdings wurden auch Entwicklungen hin zu den Szenarien 3 (Nischen-Szenario) und 4 (Discount-Care-Szenario) ausgemacht.

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