Landfrust - Der Letzte macht das Licht aus (Szenario 1)
Landfrust - Der Letzte macht das Licht aus (Szenario 1):
Der ländliche Raum wird insbesondere durch den Abbau industrieller Strukturen zum ökonomischen Entwicklungsland mit Defiziten der digitalen Versorgung. Eine umfassende Landflucht in die Metropolen beschleunigt den Bevölkerungsschwund, der das Land zum sozialen Brennpunkt macht und kreative (Not-)Lösungen der Versorgung unter anderem auch im Hinblick auf die Warenlogistik notwendig macht. Während die zeitliche Verteilung des Mobilitätsaufkommens unverändert bleibt, sind Arbeits- und Freizeitwege stark rückläufig. Auch weil Mobilität zunehmend teurer wird, erfolgt ein Rückzug in die eigenen vier Wände. Nachhaltigkeitsthemen sind aus Sicht von Politik und Bevölkerung nachrangig. Finanzielle Restriktionen engen den Handlungsspielraum weitgehend passiver politischer Akteure ein. Infrastrukturverfall ist eine wesentliche Folge. Während die Verkehrssysteme technologisch unverändert bleiben, erfolgt ein Rückbau der öffentlichen Mobilitätsversorgung. Die Abhängigkeit von individuellen Mobilitätslösungen wächst. Hier macht Not erfinderisch – günstige Alternativen zum Auto gewinnen ebenso wie kommerzielle und private Sharing-Lösungen an Bedeutung.
Konservative Landlust - Zurück aufs Land der guten alten Zeit (Szenario 2)
Konservative Landlust - Zurück aufs Land der guten alten Zeit (Szenario 2):
Das Landleben wird modern – Insbesondere periphere Räume werden durch junge Familien als Orte hoher Lebensqualität neu entdeckt. Vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten, insbesondere in den ländlichen Zentren, tragen hierzu bei. Die Politik schafft positive Rahmenbedingungen für einen individuellen Straßenverkehr durch den Ausbau von Infrastrukturen und Deregulierung, während Umweltthemen auch aus Sicht der Konsumenten nachrangig sind. Günstige Individualmobilität ist so der Treiber hoher Dezentralität und damit wachsender Mobilität. Da Versorgungs-, Arbeits- und Freizeitangebote sich zunehmend auf die Zentren fokussieren, werden die individuellen Wege generell länger. Das eigene Auto bildet hier das Zentrum der Mobilitätsversorgung und gilt als Statussymbol einer konsumorientierten Gesellschaft. »Fun to drive« ist primärer Treiber der E-Mobilität. Während das autonome Fahren keine Rolle spielt, wird die Digitalisierung verstärkt zur Optimierung und Entzerrung der Verkehrsflüsse eingesetzt. Linienangebote in den Zentren und zunehmende On-Demand-Lösungen in der Peripherie prägen ein weitgehend unabhängiges öffentliches Angebot.
Individualmobilitätswende - Neue Vielfalt grüner Mobilität (Szenario 3)
Individualmobilitätswende - Neue Vielfalt grüner Mobilität (Szenario 3):
Das Land wird quer durch alle Generationen als Lebensraum geschätzt. Die wirtschaftlichen Strukturen stabilisieren sich ebenso wie die Demographie. Periphere Räume und ländliche Zentren profitieren hiervon gleichermaßen, sodass Versorgungsangebote flächendeckend ökonomisch tragfähig und verfügbar werden. Ein wesentlicher Treiber dieser »Zurück aufs Land«-Bewegung ist eine Nachhaltigkeitsorientierung, die mit einem technologieorientierten Fortschritts- und Konsumdenken verbunden ist. Entsprechend setzt die Politik auf die Stärkung »grüner« Individualmobilität durch Technologieförderung und ökologische Regularien. Eine wachsende Digitalisierung bleibt dabei ohne Konsequenzen für das Mobilitätsaufkommen. Trotz einer stärkeren Lokalisierung bleibt der Wunsch nach Mobilität, insbesondere auch als Erlebnis, stark. Ein hohes Maß an Individualität und eine große Vielfalt prägt entsprechend die Mobilitätsgestaltung. Mikromobilitätssysteme ergänzen zunehmend elektrisch angetriebene Autos in den Garagen. Gleichzeitig unterstützt die Digitalisierung der Straßeninfrastruktur ein individuelles und ökologisches Routing sowie einen reibungslosen Verkehrsfluss.
Virtualisierung - Mobilität wird zum Erlebnis (Szenario 4)
Virtualisierung - Mobilität wird zum Erlebnis (Szenario 4):
Die Digitalisierung führt zu starken Veränderungen von Wirtschaft, Gesellschaft und Mobilität. Zudem steigt die Relevanz von Klima- und Umweltschutz. Eine zunehmende De-Industrialisierung prägt als Folge die Wirtschaftsstruktur, während Arbeitsprozesse zunehmend auf virtuelle Netzwerke übertragen werden. Die Wohnortwahl ist damit immer weniger an die Existenz lokaler Arbeitgeber gebunden. Das Land wird daher als günstiger Lebensraum mit hoher Qualität von Jung und Alt wieder entdeckt. Hier profitieren insbesondere die Dörfer und Gemeinden. Die Digitalisierung wird bewusst zur massiven Reduktion der Alltagsmobilität genutzt. Arbeit und Schule werden virtuell und das Einkaufen, Arztbesuche oder Behördengänge übernehmen digitale Services. Nachhaltigkeitsdenken verstärkt diesen Effekt, sodass Mobilität zum Erlebnis wird. Das geringe Mobilitätsaufkommen erschwert eine wirtschaftliche öffentliche Mobilitätsversorgung in der Fläche. Gleichzeitig lässt es eine Anschaffung privater Fahrzeuge wenig sinnvoll erscheinen. Gefördert durch die Politik gewinnen so Sharing-Lösungen für eine vielfältige und grüne Individualmobilität massiv an Bedeutung.
Konventionelle Verkehrswende - Kollektive Mobilität im dörflichen Idyll (Szenario 5)
Konventionelle Verkehrswende - Kollektive Mobilität im dörflichen Idyll (Szenario 5):
Ein durch Tourismus und Dienstleistungen geprägtes Wirtschaftswachstum stabilisiert die demographische Struktur ländlicher Regionen. Junge Familien finden Beschäftigung und Pensionäre entdecken die Qualität des Landlebens. Maßgeblich für diese Lebensqualität ist die Sicherung der Versorgung in der Fläche. Dies gilt für Bildungs- und Gesundheitsleistungen ebenso wie für Mobilität. Hier setzt die Politik auf eine »Konventionelle Verkehrswende«. Zur Erreichung ehrgeiziger Umweltziele erfolgt der Ausbau eines grünen ÖPNV durch Investitionen in Infrastruktur und Angebot sowie neue Antriebstechnologien. Diese werden über den ÖPNV hinaus durch Regularien und Restriktionen gefördert und erfahren so eine generelle Verbreitung. Eine zunehmende Lokalisierung des Lebens und Arbeitens mit hoher Mobilität ermöglicht den Aufbau bzw. Erhalt umfassender Liniennetze. Da maßgebliche technologische Veränderungen ausbleiben, bestimmt der Nachhaltigkeits- und Sharing-Gedanke die Verkehrsentwicklung. Konventionelle Kollektivangebote und PKW-Sharing werden bestimmende Größen und durch individuelle Mikromobilität (z.B. Zweiräder) in einem intermodalen System ergänzt.
Autonome Kollektivmobilität - Gemeinsam an jeden Ort (Szenario 6)
Autonome Kollektivmobilität - Gemeinsam an jeden Ort (Szenario 6):
Die Schaffung innovativer, kollektiver Mobilitätslösungen bildet den Kern der Verkehrspolitik. Diese Verkehrswende 2.0 beschleunigt die Entwicklung von autonomen Fahrzeugtechnologien und stärkt gleichzeitig die öffentlichen Dienstleistungen. Auf der Grundlage öffentlicher Investitionen entsteht ein vielfältiges grünes, allgemein zugängliches Verkehrsnetz, das ein starkes Liniensystem in den Zentren mit kollektiven und autonom fahrenden On-Demand-Shuttles in der Peripherie verbindet. Während der ländliche Raum durch Investitionen in die digitale Infrastruktur und die weit verbreitete Ansiedlung von Unternehmen für junge Familien attraktiv wird, locken verbesserte Mobilitätsangebote und neue digitale Versorgungslösungen auch zunehmend Senioren aufs Land. Die »Sharing Economy« prägt das Denken der Verbraucher in vielen Bereichen. Entsprechend findet eine Abkehr vom individuellen Fahrzeugbesitz statt. Öffentliche Sammeldienste konkurrieren vor allem mit individuell nutzbaren Robo-Taxis, die intermodal mit dem öffentlichen Linienverkehr verknüpft sind. Informationssysteme ermöglichen dabei die übergreifende Optimierung und nahtlose Integration von Verkehrsströmen.
Autonome Freiheit - Das Auto erfindet sich neu (Szenario 7)
Autonome Freiheit - Das Auto erfindet sich neu (Szenario 7):
Die technische Revolution des Automobils wird zum Game Changer für die Mobilitätsentwicklung und die Rolle ländlicher Räume. Mit der Realisierung autonomer, elektrischer Autos wird Individualmobilität überall ohne PKW-Besitz verfügbar und ermöglicht hohe Mobilität bei flexibler Zeitnutzung und ökologischer Nachhaltigkeit. Autonome Systeme verändern in ähnlicher Weise die Güterverteilung und schaffen die Grundlage für flexible On-Demand-Angebote in der öffentlichen Kollektivmobilität. Die neuen Transportmöglichkeiten erhöhen die Attraktivität des ländlichen Raumes massiv. Ein weiträumig verteiltes Wirtschaftswachstum und steigende Bevölkerungszahlen in der Fläche sind die Folge. Das berufliche und private Mobilitätsaufkommen wächst mit den Möglichkeiten der flexiblen Zeitnutzung. Dies gilt regional wie überregional. On-Demand-Robo-Taxis substituieren den Fahrzeugbesitz. Dabei werden exklusive Shuttle gegenüber kollektiven Services bevorzugt, die den klassischen ÖPNV ersetzen. Digitale Technologien und Infrastrukturen revolutionieren die Verkehrsleitsysteme durch eine übergreifende Steuerung und Optimierung der Verkehrsflüsse.
Abgehängte Dörfer – Let‘s go to the city (Szenario 8)
Abgehängte Dörfer – Let‘s go to the city (Szenario 8):
Der technische Fortschritt schafft eine wachsende Kluft zwischen Zentren und peripheren Räumen. Auf dem Rücken digitaler Hochleistungsnetze erfolgt eine Zentralisierung der Wirtschafts- und Versorgungsstrukturen und die exklusive städtische Nutzung des autonomen Fahrens. Die resultierende Attraktivität der Zentren führt zu einer starken Zuwanderung aus den umliegenden Gemeinden. Eine hohe Nachhaltigkeitsorientierung und die hiermit verbundene Verteuerung der Mobilität verstärken diesen Trend. Die Politik setzt auf die technologische Förderung einer grünen und digitalen Individualmobilität. Regulierungen und finanzielle Anreize sollen insbesondere klimafreundliche Antriebe fördern. Sharing-Angebote in Form von autonomen Robo-Taxis und Leihsystemen für Mikromobilität bilden die zentrale Säule der Fortbewegung in den Zentren. Dabei sorgen individualisierte Leitsysteme und intermodale Plattformen für einen optimierten Verkehrsfluss. Starke Pendelbewegungen aus der Peripherie erfolgen primär auf Basis konventioneller, privater PKW, die den Kern einer individuellen Mobilitäts-(Not-)versorgung auf dem Land bilden.