Die auf Deregulierung und Entgrenzung basierende Globalisierung ist nicht mehr alternativlos. Zwar besteht weiterhin und sogar noch verstärkt eine internationale Zusammenarbeit – beispielsweise im Umwelt- und Klimaschutz – aber gleich-zeitig setzen sich protektionistische Tendenzen durch und es etablieren sich immer mehr regionale und lokale Wirtschafts-netze. In der ebenfalls regionalisierten Lebensmittelwirtschaft stärkt dies die lokalen Verbraucher mit ihren individuellen Bedürfnissen, führt zu einer Abkehr von globalen Standards – und gibt letztlich den Weg frei für eine „neue alte Vielfalt“. 

 

"Frisch aus Ihrer Region“ – schon heute machen Supermärkte ihre Kunden mit solchen Slogans auf einzelne, regional erzeugte Lebensmittel aufmerksam.

 

In der pluralistischen Gesellschaft setzen sich Authentizität und Nachhaltigkeit als Leitmotive durch. Es entsteht eine Vielfalt von Lebensstilen, Wertvorstellungen und Konsummustern, die in der überwiegenden Mehrzahl von einem „Wir-Denken“ und hohem Verantwortungsbewusstsein geprägt sind. Entsprechende Entwicklungen finden sich auch in der Ernährung, wo „Regional als das neue Bio“ gilt. Die meisten Menschen sehen im Essen weit mehr als die reine Nahrungsaufnahme: der Zeiteinsatz für Beschaffung, Zubereitung und Verzehr ist hoch, Mahlzeiten werden weiterhin gemeinschaftlich im engeren Lebensumfeld eingenommen, und gleichzeitig wird das Essen genutzt, um eigener Individualität und Persönlichkeit Ausdruck zu verleihen. Gefördert wird diese Entwicklung durch Medien, die die lokalen Spezifika aufgreifen und konstruktiv zu einem ergebnisoffenen Dialog über Lebensmittel beitragen.

 

Verbraucher emanzipieren sich mehr und mehr. Eindrucksvolle Kampagnen sensibilisieren für die Auswirkungen einer globalen Nahrungsmittelproduktion.

 

Die Verbraucher sind bereit, für hochwertige und regionale Lebensmittel mehr zu bezahlen. Gleichzeitig wünschen sie sich einen direkten Bezug zu Rohstoffen und Herstellern, so dass der Verarbeitungsgrad der Lebensmittel eher rückläufig ist und sich vielerorts regionale oder lokale Logistiknetze entwickeln. In diesem Umfeld hat es die (globale) Ernährungswirtschaft schwer, übergreifende Neuerungen durchzusetzen. Stattdessen treiben die lokalen Verbraucher über ihre Bedürfnisse die Branchenentwicklung an. Diesem Umfeld hat sich auch die Ernährungsforschung angepasst, in dem sie sich auf den Transfer übergeordneter wissenschaftlicher Erkenntnisse in marktnahe Innovationen konzentriert. Der stationäre Einzelhandel setzt ebenfalls auf regionale Konzepte und profitiert von der hohen Bedeutung der kleinen, regionalen Anbieter.

 

 

«Wer saisonale Lebensmittel aus der Region kauft, bekommt nicht nur besondere Frische und Geschmack, sondern unterstützt die lokalen Produzenten und tut zugleich etwas für den Klima- und Umweltschutz.»

(Verbraucherzentrale, 2018)

 

 

Wochen- und Bauernmärkte gewinnen an Beliebtheit. Hier werden mit gutem Gewissen und im ansprechenden Ambiente frische Waren bezogen. Einbußen hinsichtlich der Auswahl werden in Kauf genommen.

 

Die stark handwerklich und mittelständisch geprägte deutsche Lebensmittelwirtschaft konzentriert sich auf den nationalen Markt – Im- und Exporte spielen eine weit geringere Rolle als früher. Insgesamt ist die Veränderungsgeschwindigkeit allerdings begrenzt, traditionelle Strukturen der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft können sich in dem relativ geschützten Umfeld konsolidieren. Digitalisierung und Automatisierung sind zwar Bestandteil dieser Entwicklung, aber ohne disruptiven Charakter. Wettbewerbsvorteile können lediglich einzelne Nischenanbieter erschließen. Außerdem führt die Rückbesinnung auf nationale und regionale Wirtschaftsräume auch dazu, dass der Ernährungswirtschaft die benötigten Arbeitskräfte nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen.

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