Transformationsszenarien der Agrar- und Ernährungswirtschaft in Nord-West-Niedersachsen

Die Agrar- und Ernährungswirtschaft steht aktuell vor wachsenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen: Einerseits erhöht sich aufgrund der steigenden Weltbevölkerung die globale Nachfrage, zugleich der Bedarf nach regionaler Produktion und Erzeugerstabilität. Andererseits steigt der gesellschaftliche Druck hin zu mehr Tierwohl und zu sozialen und ökologisch nachhaltigen Produktionsstandards in der Landwirtschaft. Die regulatorischen Restriktionen, denen sich besonders die konventionelle Landwirtschaft ausgesetzt sieht, könnten sich insbesondere für den Bereich der Nutztierhaltung zukünftig weiter verschärfen. Zugleich sorgen übergeordnete Trends wie die Globalisierung, die Digitalisierung der Produktion, verändertes Verbraucherverhalten und nicht zuletzt der Klimawandel für grundsätzliche Verschiebungen in den gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

 

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, auf welche Weise die Agrar- und Ernährungswirtschaft zukünftig die Balance zwischen ökonomischen, gesellschaftlichen, sozialen und ökologischen Belangen wahren kann. Die Herausforderung ist, berechtigte Forderungen nach einer nachhaltigeren Produktionsweise zu erfüllen, ohne dabei die Rolle der Branche als Garant für Beschäftigung und Einkommen in der Region und die Versorgung mit einheimischen Lebensmitteln unter nachhaltigen Produktionsstandards zu gefährden. Um diese Frage zu beantworten, wurden im Rahmen des TRAIN-Projektes (Transformationsszenarien für die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Niedersachsen) verschiedene Zukunftsszenarien für die Agrar- und Ernährungswirtschaft entwickelt und in ihren regionalwirtschaftlichen Konsequenzen beleuchtet. Unter der Federführung des Verbund Transformationsforschung agrar Niedersachsen haben in dem Projekt die ScMI AG und das Hamburgische WeltWirtschaftsinstitut (HWWI) partnerschaftlich zusammengearbeitet.

 

Die Entwicklung der Szenarien erfolgte im Rahmen eines partizipativen Prozesses mit breiter Beteiligung von Kammern und Unternehmen, Wissenschaft, Politik und Verwaltung sowie gesellschaftlichen Gruppen. Mit insgesamt acht qualitativen Szenarien wurden mögliche Entwicklungen der Agrar- und Ernährungswirtschaft und ihrer Umfelder bis zum Jahr 2035 beschrieben und in einer Landkarte visualisiert:

 

 

 

Bei der anschließenden Bewertung zeigte sich, dass fünf dieser Szenarien höhere Erwartungswerte aufweisen und sich insofern für eine konkrete Ausgestaltung anbieten. Anschließend lieferte eine Praxisvalidierung quantitative Korridore für wichtige Kennwerte wie Tierbestände, Marktleistungen und Richtwertdeckungsbeiträge. Innerhalb dessen wurde zwischen einer einem geringem, einem mittleren und einem starken Rückgang des Viehbestandes und der Marktleistungen unterschieden. Für diese drei agrarwirtschaftlichen Szenarien, die jeweils auf einem oder mehreren der zuvor entwickelten qualitativen Szenarien aufsetzen, wurden dann auf Basis umfangreicher Modellsimulationen konkrete volkswirtschaftliche Kennwerte in Form von Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekten abgeleitet. Im abschließenden Schritt wurden mit den Akteuren aus dem Szenarioprozess Handlungsempfehlungen für die EU-/Bundesebene, die Landesebene und die kommunale Ebene abgeleitet.

 

Die entwickelte Zukunfts-Landkarte, detaillierte Beschreibungen der Szenarien sowie die zentralen Schritte der Quantifizierung und die Handlungsempfehlungen finden Sie als kostenlosen Download des aktuellen HWWI-Policy Papers und in unserem ScMI-Jahresbericht 2022.

 

 

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