Neo-fragmentation

Ende des Vertrauens und der öffentlichen Verwaltung

  • In einer stark individualisierten Welt verlieren die Menschen das Vertrauen in Politik und Behörden
  • Nationalstaaten werden zunehmend fragmentiert, ohne dass sich parallel dazu globale Konzepte durchsetzen. Im Gegenzug gewinnen verschiedene konkurrierende nicht-staatliche Akteure an Bedeutung
  • Digitale Netzmonopole agieren rein nach Macht- und Profitgesichtspunkten: Digitale Spaltung in allen Ländern und Gesellschaften
  • Wertekonkurrenz ist allgegenwärtig: autoritäre Ideen fassen im Westen Fuß UND westliche Ideen sind global attraktiv
  • Verlust der Kontrolle über das Geldsystem stärkt alternative private Zahlungsmittel

 

In einer stark individualisierten Welt verlieren die Menschen das Vertrauen in Politik, Verwaltung und öffentliche Medien. Auf globaler Ebene wird dadurch auch die Rolle der Nationalstaaten geschwächt, so dass verschiedene interessengeleitete Akteure - von Unternehmen und Lobbyisten bis hin zu zivilgesellschaftlichen Gruppen und zahlreichen regionalen und lokalen Einheiten - in diese Lücke stoßen. Insbesondere urbane Räume werden zu eigenständigen Akteuren auf der Weltbühne, so dass man insgesamt von einer Verschiebung hin zu Marktstaaten sprechen kann. Während die USA und China ihre Position in diesem Prozess absichern können, ist Europa zwischen den verschiedenen Machtzentren zerrissen.

Die Auflockerung der nationalstaatlichen Strukturen gepaart mit der schwachen Stellung globaler Institutionen führt zu einem Flickenteppich unterschiedlicher Akteure und Regeln. Einheitliche Wertesysteme, die Orientierung geben, gibt es nicht mehr. Stattdessen entstehen überall auf der Welt konkurrierende Wertesysteme. Autoritäre Ideen fassen im Westen Fuß und parallel dazu sind westliche Ideen weltweit attraktiv - auch wenn China und andere autoritäre Staaten versuchen, sich von dieser Entwicklung abzuschotten. In dieser Welt ohne globale Führung und Kooperation kommt es zu zahlreichen Konflikten, die auch immer wieder große Migrationsströme auslösen.

Digitale Netzmonopole handeln rein nach Macht- und Profitgesichtspunkten. Dabei setzen sie auch auf alternative private Zahlungsmittel und zwingen so den öffentlichen Sektor, die Kontrolle über das Geldsystem zu verlieren. Die digitale Elite agiert weitgehend unabhängig von den realen Entwicklungen in einzelnen Ländern und Regionen. Während die westlichen Nationen ihre Position weitgehend behaupten können, stagniert das Wachstum der globalen Mittelschicht in Asien und der globale Süden fällt weiter zurück. Viele Menschen in aller Welt müssen ihre Konsumwünsche einschränken. Diese Fragmentierung schwächt letztlich auch die Dynamik der Weltwirtschaft - selbst bei formalen Freihandelsstrukturen.

Verschärft wird die Entwicklung durch die globalen Folgen des Klimawandels, die in vielen Ländern des globalen Südens die Funktionsfähigkeit staatlicher Institutionen weiter einschränken. Der Mangel an globaler Kooperation und übergreifender Steuerung führt letztlich zu einem Ausbleiben von Reformen im Agrar- und Ernährungssektor und gefährdet in einigen Regionen sogar die Nahrungsmittelversorgung. Die Klimapolitik bleibt auf einzelne Regionen, Segmente oder Unternehmensinitiativen beschränkt, was einen globalen Erfolg von vornherein unmöglich macht.

 

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