Zukunftsforschung meets Humangeographie

Zukunftsforschung meets Humangeographie

 

Julia Wurm unterstützt das Team der ScMI AG neben ihrem Studium seit Sommer 2021 bei aktuellen Kundenprojekten und internen Recherchen. Ihr Masterstudiengang Humangeographie mit den Schwerpunkten Wirtschaftsgeographie und Mobilitätsforschung eröffnet eine spannende Brücke zur Arbeit mit Szenarien und der Zukunftsforschung. In diesem Beitrag berichtet sie von ihren persönlichen Erfahrungen aus ihrem Studium und erläutert uns die wechselseitige Bereicherung in der Arbeit mit der ScMI.

 

Wenn ich auf die Frage, was ich studiere „Humangeographie“ antworte, blicke ich bei den meisten in fragende Gesichter. Wenn ich im weiteren Gespräch erwähne, dass ich bei der ScMI arbeite und wir dort Szenarien entwickeln, werden die Fragezeichen und die Neugier in den Köpfen meines Gegenübers meist noch größer.

 

Seit mittlerweile 5 Jahren studiere ich Humangeographie (Bachelor und Master) und tue mich bei der Erklärung meines Studienganges immer noch schwer. Wie fasst man einen so spannenden, vielfältigen Studiengang in möglichst wenigen Sätzen zusammen? Meine Erklärungen enden dann häufig in der nächsten Frage: „Und? Was macht man dann später damit?“. Auch diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten wie beispielsweise bei den Studiengängen Lehramt, Jura oder Medizin. Als Geograph:in ist das spätere Berufsfeld kaum abgesteckt oder eingeschränkt. Eine Möglichkeit zeigt sich zum Beispiel mit meiner Tätigkeit als studentische Mitarbeiterin bei der ScMI AG. Immer wieder fällt mir auf, wie viele Parallelen sich zwischen meinem Studium und der Entwicklung von Zukunftsszenarien befinden. Aber fangen wir mal von vorne an…

 

Die Geographie lässt sich zunächst in zwei Bereiche unterteilen. In der Physischen Geographie, dem naturwissenschaftlichen Bereich der Geographie, befasst man sich mit den Teilbereichen Klimatologie, Hydrogeographie, Geomorphologie, Boden- und Vegetationsgeographie und Weiteren. Dabei werden die Bestandteile und Strukturen, die Prozesse und Haushalte der Landschaft analysiert. Der zweite Teilbereich ist die Humangeographie. Diese besteht aus einer Mischung gesellschafts-, sozial-, wirtschafts- und politikwissenschaftlichen Elementen. In verschiedenen Raum- und Zeitdimensionen werden hier die Raumstrukturen und -prozesse analysiert. Forschungsthemen sind beispielsweise Globalisierungsprozesse, Migrationsströme, Standortentwicklung, Entwicklungszusammenarbeit, Auswirkungen des Klimawandels, die Entstehung von (globalen) Ungleichheiten oder die Stadtplanung und Mobilitätsforschung. Die Liste ließe sich beliebig lange fortsetzen.

 

Neben dem Inhaltlichen gewinnt man im Geographiestudium viele weitere Kompetenzen dazu. Das erkennen, beschreiben und analysieren von verschiedensten Themen lehrt einen, Zusammenhänge zu erkennen sowie vernetzt und vielfältig an Problemstellungen heranzugehen. Außerdem sticht das interdisziplinäre Arbeiten heraus. Das breite Spektrum an Themen und Spezialisierungsmöglichkeiten erfordert, sich immer wieder mit neuen Inhalten und sich somit mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen auseinanderzusetzen. Das Fach Geographie ist dadurch meiner Einschätzung nach eines der zukunftsorientiertesten und -relevantesten Studiengänge, da man sich mit vielen aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen beschäftigt und probiert diese strategisch zu analysieren und nach Lösungen zu suchen.

 

Das Stichwort Zukunftsorientierung leitet hier direkt zu meiner Tätigkeit als studentische Mitarbeiterin bei der ScMI AG über. Wie in meinem Studium ist bei den Projekten und der Entwicklung von zukunftsoffenen, vielfältigen Szenarien bei der ScMI AG komplexes und vernetztes Denken gefragt. Inhaltlich wird sich bei jedem Kunden- oder internen Projekt auf ein neues Thema und eine neue Branche eingelassen. Zunächst wird das Umfeld nach Einflussfaktoren analysiert und in einem Systembild dargestellt. Daraufhin wird nach Zusammenhängen und Dynamiken geschaut und die Einflussfaktoren vernetzt und die sich herauskristallisierten Schlüsselfaktoren in Zukunftsprojektionen verwandelt. In diesen Schritten sehe ich viele Gemeinsamkeiten zu meinem Studium und kann sowohl von inhaltlichen als auch persönlichen Kompetenzen profitieren und diese in die Projekte einbringen. Besonders spannend ist für mich die anschließende Szenario-Bildung. Im Studium geht es hauptsächlich um die Abbildung und Analyse von Strukturen, Prozessen und Zusammenhängen und es wird sich mit den Chancen und Herausforderungen dieser Aspekte für die Zukunft auseinandergesetzt. In der Szenarioentwicklung geht man einen Schritt weiter und entwickelt aus der Kombination der Zukunftsprojektionen verschiedene Zukunftsszenarien, die anschließend visualisiert, bewertet und interpretiert werden können, um wieder Rückschlüsse auf das eigene Unternehmen oder die Branche zu ziehen. Dadurch lassen sich Konsequenzen und Strategien ableiten, wie man sich für die Zukunft aufstellen und orientieren möchte.

 

In vielen Szenarioprojekten ist das Wissen aus der Humangeographie unersetzlich. Die Art, wie wir zusammenleben, uns vernetzen und in Kontakt treten, prägt wie wir konsumieren und wirtschaften, welche Wertvorstellungen wir vertreten, wie wir politisch Handeln und welche Auswirkungen das auf unsere Umwelt hat.

 

Beispielsweise prägen unsere Mobilitätsroutinen, Wertvorstellungen und Traditionen, sowie eine jahrzehntelange Ausrichtung unserer Verkehrsinfrastruktur auf das Automobil unseren Verkehr und können angestrebte Veränderungen der Mobilitätswende fördern oder auch erschweren.  Ein humangeographischer Zusammenhang, der sich beispielsweise in ScMI AG - Projekten zur Zukunft der Mobilität wiederfindet.

 

Die zunehmende Digitalisierung hat Einfluss auf das alltägliche Leben, aber auch auf die Unternehmen. Wie verändert eine immer mehr digitalisierte Welt mein Produkt oder meine Dienstleistung und welche Stellschrauben muss ich im Marketing und in der Kommunikation in Zukunft verändern? Erneut eine humangeographische Fragestellung, die die komplexen Zusammenhänge eines neuen Phänomens beziehungsweise einer Transformation aller wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aspekte wiederspiegelt und mittlerweile in jedem Szenarioprozess diskutiert wird.

 

Die Fragen, wie wir zusammenleben wollen, welche Rolle städtische und ländliche Räume spielen, wie die Innenstadt in der Zukunft aussehen soll oder wie der öffentliche Raum gestaltet werden soll wird in der Humangeographie mit den unterschiedlichsten Bereichen verknüpft. Beispielsweise spielen die bereits zuvor aufgeführten Beispiele der Mobilität und die Digitalisierung auch bei diesen städtebaulichen und raumplanerischen Fragen eine große Rolle. Diese Diskussionen finden sich in Projekten zur Zukunft der Innenstädte, des Tourismus oder auch bei den Post-Corona Szenarien wieder.

 

Diese wenigen Beispiele verdeutlichen einmal mehr die Relevanz, die Komplexität und die Notwendigkeit, sich mit humangeographischen Themen auseinanderzusetzen. Die Fragen fordern uns auf, unsere Gegenwart nach (räumlichen) Strukturen und Prozessen zu analysieren, gegebenenfalls historisch – also aus unterschiedlichen Zeitdimensionen – zu betrachten, um daraus strategisch in die Zukunft schauen zu können. Hier bin ich froh, mein Fachwissen zielführend und gewinnbringend einsetzen zu können. Denn auch die Zukunft der Humangeographie ist lebendig und ihre Themen äußerst relevant für unser gemeinsames zukünftiges Leben und will erforscht werden!

 

Schließlich ist es für mich persönlich eine wechselseitige Bereicherung. Meine Studiumsinhalte und erlernte Softskills kann ich bei der ScMI AG anwenden, aber ich nehme auch immer wieder Anregungen aus Diskussionen in meinen Unialltag mit zurück und kann diese in Seminaren oder für Hausarbeiten einbringen. Eine Win-Win-Situation, die verdeutlicht, wie Humangeographie und Zukunftsforschung zusammenpassen!

 

 


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